Daumen hoch?

Die Welt ist ein Dorf – das könnte man in Zeiten der Globalisierung zumindest meinen. Trotzdem entstehen noch zahlreiche Missverständnisse durch kulturelle Unterschiede. Machen Sie mit uns einen Streifzug durch die Welt der interkulturellen Fettnäpfchen.

Die Welt ist ein Dorf – das könnte man in Zeiten der Globalisierung zumindest meinen. Trotzdem entstehen noch zahlreiche Missverständnisse durch kulturelle Unterschiede. Machen Sie mit uns einen Streifzug durch die Welt der interkulturellen Fettnäpfchen.

Ja oder Nein

Wir Deutschen sind dafür bekannt, klare Ansagen zu machen und nicht lange um den heißen Brei herumzureden. Wenn wir dasselbe Verhalten aber von unseren ausländischen Geschäftspartnern erwarten, sind Missverständnisse vorprogrammiert. Sagt ein Chinese nur „Ich weiß, was Du meinst“, heißt das in der Regel nichts anderes als „Nein“. Allerdings werden wir dieses „Nein“ nie so deutlich zu hören bekommen.

Wird bei Geschäftsverhandlungen mit britischen Kollegen von einem „tiny problem“ gesprochen, dann besteht meist kein winziges, sondern ein ziemlich gravierendes Problem. Auch „very interesting“ bedeutet in Großbritannien eher das Gegenteil: Entweder besteht überhaupt kein Interesse oder unser Gegenüber ist höchst skeptisch. In den USA werden erst einmal alle Vorschläge als „great“ bezeichnet. Das heißt allerdings noch lange nicht, dass Ihr Gegenüber dem Vorschlag zustimmt. Findet er ihn wirklich gut, benutzt er eher einen Ausdruck wie „excellent“.

Wenn Sie eine Präsentation vor russischem Publikum halten, werden Sie während Ihres Vortrags keinerlei Regung in den Gesichtern der Zuhörer erkennen. Keine Angst: Das bedeutet nicht, dass sie Ihnen ablehnend gegenüber sitzen. Im Gegenteil: Sie hören aufmerksam zu, man sieht es ihnen nur nicht an.

Küsschen zur Begrüßung

Aber die Missverständnisse beginnen oft schon bei der Begrüßung und können manchmal richtig peinlich werden. Beim Begrüßungsküsschen gibt es nämlich zig verschiedene Regeln, je nach Land oder Region. In Frankreich küsst man sich meist auf jede Seite einmal, wobei küssen eigentlich zu viel gesagt ist. Man hält die Wangen aneinander und haucht ein Küsschen in die Luft. In Paris stimmt die Zwei-Küsschen-Regel aber schon nicht mehr. Hier küsst man sich auf jede Seite zweimal, also insgesamt viermal. Brasilien hat eigens eine Kuss-Landkarte herausgegeben, auf der Sie schnell ablesen können, ob und mit wie vielen Küsschen man sich in den einzelnen Bundesstaaten üblicherweise begrüßt.

Auch mit welcher Wange man beginnt, ist von Region zu Region unterschiedlich. Ganz wichtig: Achten Sie bitte darauf, welche Wange Ihr Gegenüber Ihnen hinhält. Sonst kommen Sie sich schnell näher als Ihnen lieb ist.

Mit Händen und Füßen

Wenn man die Sprache eines fremden Landes nicht beherrscht, verständigt man sich gern mit Händen und Füßen. Grundsätzlich eine gute Idee, allerdings muss einem klar sein, dass auch Gesten in verschiedenen Ländern ganz unterschiedlich interpretiert werden. Das beginnt schon beim Kopfschütteln. Bei uns ein klares „Nein“, bedeutet es in Griechenland, der Türkei und vielen osteuropäischen Ländern „Ja“.

Zwei Gesten, die bei uns eindeutig positiv sind, gelten in anderen Ländern als wüste Beschimpfung. Das ist zum einen die „Daumen hoch“-Geste. In Australien, Teilen Afrikas und Asiens gilt der nach oben ausgestreckte Daumen als äußerst vulgär. Ähnlich ist es mit dem aus Daumen und Zeigefinger geformten Kreis. Wenn uns ein Gericht besonders gut geschmeckt hat, wollen wir dem Koch damit zeigen, dass er eine Spitzenleistung vollbracht hat. In Südamerika, Italien, Frankreich, Belgien, Russland oder im Nahen Osten wird sich darüber leider niemand freuen.

Im Restaurant

Wer im Restaurant sitzt und Durst hat, könnte auf die Idee kommen, sein Glas in die Hand zu nehmen und damit dem Kellner zuzuwinken, um etwas zu trinken zu bestellen. Der Schuss kann allerdings nach hinten losgehen. Genau diese Geste zeigt dem Kellner in den meisten arabischen Ländern nämlich, dass Sie keinen Durst mehr haben. Es ist wie ein Kopfschütteln mit dem Glas und bedeutet: „Nein, Danke. Ich habe genug.“

Bei einem japanischen Essen gibt es meist Reis und den isst man natürlich mit Stäbchen. Wenn Sie Ihre Stäbchen zwischendurch mal ablegen wollen, beispielsweise um etwas zu trinken, dann stecken Sie sie bloß nicht senkrecht in den Reis. Das nämlich ist ein buddhistisches Totenritual.

Auch wenn Geschäftsreisen nach Äthiopien wohl eher die Ausnahme sind, kann es Ihnen doch passieren, dass Sie von Ihren europäischen Geschäftspartnern in ein exotisches, äthiopisches Restaurant eingeladen werden. Gegessen wird hier mit der Hand. Aber Achtung: Benutzen Sie immer nur die rechte Hand zum Essen, die linke Hand gilt als unrein, weil sie traditionell in Äthiopien beim Toilettengang benutzt wird. Auch in anderen afrikanischen und asiatischen Ländern gilt diese Regel.

Und zum Schluss ein Kaffee

Espresso stammt aus Italien, klar. Auf vielen italienischen Karten können Sie aber lange nach einem Espresso suchen. Er heißt dort nämlich einfach Caffè. Ähnlich ist es in Spanien, Portugal, Frankreich, Griechenland oder Kroatien. Wenn Sie dort Ihren guten, alten Kaffee bestellen, bekommen Sie in der Regel einen Espresso serviert. Aber der soll ja ohnehin viel gesünder sein.

Beitrag teilen:

Stay in the know,
even on the go

Never want to miss a thing?

We'll get you the latest news, trends, insights and BCD news right in your inbox.