Lufthansa-Buchungsaufschlag erhöht Kosten und senkt Produktivität

Ab dem 1. September 2015 will die Lufthansa Group eine Zusatzgebühr einführen.

Die Lufthansa Group hat kürzlich die Einführung eines zusätzlichen  Entgelts angekündigt. Was spricht dagegen und welche Folgen hat diese Neuerung für Travel Manager und Unternehmen?

Ab dem 1. September 2015 will die Lufthansa Group eine Zusatzgebühr, die so genannte „Distribution Cost Charge” (DCC), auf alle Buchungen erheben, die über „indirekte Vertriebskanäle” getätigt werden. Im Klartext heißt das: Alle Flugbuchungen, die über ein Reisebüro, ein Online-Buchungssystem bzw. ein Computerreservierungssystem erfolgen, werden teurer. Derzeit geht die Lufthansa von 16 € pro Buchung aus. Das betrifft nicht nur Flüge der Lufthansa selbst, sondern auch der anderen Airlines der Lufthansa Group: Austrian Airlines, Brussels Airlines und SWISS.

Wir erhielten von der Lufthansa Group vorab keinerlei Informationen, dass sie ihren Buchungsprozess auf diese nicht unerhebliche Weise verändern wird. Die Lufthansa zwingt ihre Kunden, entweder höhere Flugpreise zu akzeptieren oder einen hochgradig ineffizienten Prozess für die Buchung von Reisen zu nutzen.

„Wir tragen der Lufthansa derzeit aktiv unsere Bedenken vor. Die von uns eingesetzte Projektgruppe analysiert, welche Auswirkungen dieses Entgelt für Sie und uns hat“, erläutert Rose Stratford, BCD Travel Executive Vice President, Global Supplier Relations and Strategic Sourcing.

Stratford hebt sieben Kernpunkte hervor, die gegen das neue Entgelt der Lufthansa Group sprechen:

  • Dieses Lufthansa Entgelt ist eine Preiserhöhung für Einkäufer bzw. Travel Manager.
  • Die DCC unterläuft die effizienten Buchungsprozesse, die Travel Manager in enger Zusammenarbeit mit ihren Geschäftsreisebüros und Technologiepartnern entwickelt haben.
  • Computerreservierungssysteme sind bisher die effizientesten Buchungskanäle. Die Buchung in den Lufthansa eigenen Vertriebskanälen hat dagegen viele Nachteile:
    • Kein direkter Vergleich von Flugpreisen und –verbindungen sowie Sitzplatzoptionen konkurrierender Anbieter. Und auch keine Möglichkeit, Hotels, Mietwagen und internationale Zugverbindungen zu verhandelten Tarifen im gleichen System zu buchen.
    • Ihre Daten liegen nicht vollständig und aktuell vor; aussagekräftige Analysen sind nicht möglich. Dadurch ist die Sicherheit Ihrer Reisenden gefährdet und Travel Manager und Einkäufer verlieren den Überblick über die Kosten.
    • Pre-Trip Daten liegen ebenfalls nicht vor, können daher nicht überprüft werden (beispielsweise im Genehmigungsverfahren) und eine Einflussnahme auf die Kaufentscheidungen des Reisenden ist nicht möglich.
  • Viele der bestehenden Verträge zwischen Computerreservierungssystemen und Airlines schließen Programme wie die Lufthansa Distribution Cost Charge aus. Wenn die Lufthansa Group jedoch mit der Einführung der DCC Erfolg hat, werden Fluggesellschaften in Europa, Nordamerika und andernorts ebenfalls einen Aufschlag einführen, den Kunden bezahlen müssen. Da die Mitglieder eines Airlineverbundes im Verhältnis zueinander im Allgemeinen keinen wettbewerbsrechtlichen Beschränkungen unterliegen (so genannte „kartellrechtliche Immunität“), erscheint dieses Risiko sehr groß.

Folgen für den Kunden

  • Unsere erste Analyse zeigt, dass unseren Kunden insgesamt zusätzliche Kosten in Höhe von etwa € 28 Millionen entstehen werden.
  • Der Content für Online Booking Tools (OBT) kommt aus Computerreservierungssystemen. Die € 16 DCC werden folglich, nach allen uns vorliegenden Informationen, auch auf alle Onlinebuchungen aufgeschlagen.
  • Die Buchung über das Agenten-Portal der Lufthansa, über LH.com oder jede andere Airline-Website bedeutet Effizienzeinbußen für Agenten und stellt damit einen erheblichen Produktivitätsverlust für uns dar, verglichen mit Buchungen über Computerreservierungssysteme. Diese Effizienzeinbußen treiben die Kosten für unsere Kunden in die Höhe.

„Viele unserer Kunden haben bereits Bedenken und Sorgen angesichts der Lufthansa-Ankündigung geäußert“, erklärt Stratford. „Einige haben uns gebeten, sie nach Möglichkeit auf andere Fluggesellschaften zu buchen – eine Wahl, die im Ermessen des einzelnen Kunden liegt und von dem jeweiligen Reiseverhalten und von den Vorgaben des Kunden abhängt.“

Rechnerische Herleitung des 16-Euro-Aufschlags

  • Die Distribution Cost Charge soll offensichtlich die Durchschnittskosten pro Segment über das gesamte Lufthansa-Angebot widerspiegeln. Das bedeutet, dass Geschäftsreisende auch für die höheren Segmentkosten von Urlaubsreisen zahlen müssen.
  • Fluggesellschaften, die ein Full-Content-Agreement geschlossen haben, erhalten großzügige Rabatte auf die GDS-Gebühren. Da die Lufthansa Group aus den Full-Content-Vereinbarungen ausgestiegen ist, fallen nun höhere Kosten an, als nötig. Diese basieren auf den Standardtarifen ohne Rabattierung. „Hätte die Lufthansa zugestimmt, den vollen Content zur Verfügung zu stellen, dann wäre die Gebühr erheblich geringer“, so Stratford.
  • Distributionskosten sind in jeder Branche üblich. Über die DCC versucht die Lufthansa, aus einem Cost-Center ein Profit-Center zu machen – und zwar in erster Linie durch das Umlegen eines nicht unerheblichen Anteils der Kosten auf Einkäufer und Travel Manager. Die Distributionskosten werden dadurch jedoch nicht gesenkt; sie werden schlicht von der Lufthansa auf ihre Kunden verlagert.

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