Interview: Global CFO von BCD Travel spricht über die finanzielle Stabilität und das Supply Chain Management

Cees Batenburg, Global CFO bei BCD, erklärt, warum Einkäufer der finanziellen Stabilität ihrer Geschäftsreiseanbieter mehr Beachtung als je zuvor schenken sollten.

Trotz der derzeitig noch vorherrschenden Unsicherheit hervorgerufen durch COVID-19, entwerfen Unternehmen Pläne, die auf die Rückkehr von Dienstreisen vorbereiten. Im Zuge dieser Vorbereitungen, rät Cees Batenburg, Global Chief Financial Officer bei BCD, ein besonderes Augenmerk auf die finanzielle Stabilität von Geschäftsreisepartnern zu legen, denn diese hat an Bedeutung gewonnen.

Cees Batenburg, Global CFO bei BCD

Wir haben noch nie ein Jahr wie 2020 erlebt. Warum können sich Unternehmen sicher sein, dass BCD diesen wirtschaftlichen Abschwung überstehen wird und für die Zukunft gut aufgestellt ist?

BCD Travel hat schon immer die Bedürfnisse von Kunden an erste Stelle gestellt und konsequent in Technologie und Mitarbeiter investiert, um Reisende und Travel Manager bestmöglich zu unterstützen. Daran hat auch die Pandemie nichts geändert und so erhalten wir auch viel positives Feedback von unseren Kunden: Sie loben, dass wir ihnen in diesen schwierigen Zeiten als zuverlässiger Partner zur Seite stehen und ihnen den Service bieten, den sie brauchen.

Darüber hinaus war BCD schon immer ein finanziell sehr stabil aufgestelltes Unternehmen, und wir befinden uns auch weiterhin in einer guten Position. Bereits vor der Pandemie haben wir einige umsichtige Entscheidungen getroffen, die unsere Liquidität deutlich verbessert haben. Kurz gesagt beruht unsere Recovery-Strategie auf denselben Eckpfeilern, die uns schon zuvor zum Erfolg geführt haben: unserer finanziellen Stabilität, starken Partnerschaften mit unseren Kunden, den Erfolgen im Bereich Neukundengeschäft (1,9 Milliarden US-Dollar Neukundengeschäft in 2020) sowie einem breiten Leistungsspektrum, das auch virtuelle Meetings und unser Beratungsgeschäft von Advito umfasst.

Hat sich Ihre Rolle als Global CFO aufgrund der Pandemie verändert?

Krisenmanagement ist ein Teil des Aufgabenbereichs eines CFOs. Die Pandemie hat meine Rolle also nicht grundlegend verändert. Wir liegen derzeit etwa 87% unter dem Transaktionsniveau von vor der Pandemie. Gleich nach dem Rückgang der Transaktionen haben wir uns darauf konzentriert, Kosten zu senken und liquide zu bleiben. Wir sind schnell dazu übergegangen, die Liquidität mittelfristig auszubauen und waren dabei erfolgreich. Jetzt denken wir wieder über Investitionen und langfristiges Wachstum nach und stellen gleichzeitig sicher, dass unsere Kosten unter Kontrolle bleiben. Außerdem beschäftigen wir uns intensiv mit Annahmen zu globalen Entwicklungen, Industrietrends und unserer eigenen finanziellen Situation; wir hinterfragen und überprüfen sie.

Travel Manager nutzen den aktuellen „Stillstand“, um ihre Geschäftsreiseprogramme zu evaluieren und neue Geschäftsreiseanbieter in Betracht zu ziehen. Welche Rolle spielt hierbei die finanzielle Stabilität einer Travel Management Company?

Supply Chain Management ist immer wichtig, egal ob wir uns in einem wirtschaftlichen Abschwung befinden oder nicht. In guten wie in schlechten Zeiten sollten Unternehmen beim Einkauf von Produkten oder Dienstleistungen das Risiko bewerten, das ein Lieferant für ihre gesamte Wertschöpfungskette darstellt. Die finanzielle Stabilität eines Anbieters macht einen Teil dieses Risikos aus. Eine gute finanzielle Lage deutet darauf hin, dass ein Anbieter einer potenziellen Krise standhalten kann. Ein Anbieter in einer weniger stabilen Position könnte die Kontinuität der Lieferkette gefährden.

Zeiten wie diese beweisen, dass gute Beschaffungsentscheidungen – wie die Wahl eines finanziell gut aufgestellten Geschäftspartners – einen großen Vorteil bringen. Bei den meisten Ausschreibungen von BCD, vor allem bei den größeren, ist unsere finanzielle Stabilität ein wichtiges Kriterium für Neukunden.

Die Einsatzfähigkeit eines Anbieters (Supplier Readiness) ist ein weiterer Indikator finanzieller Stabilität. Momentan finden kaum Dienstreisen statt, ab einem bestimmten Zeitpunkt wird die geschäftliche Reisetätigkeit jedoch wieder zunehmen. Ist der Anbieter dann in der Lage, die steigende Nachfrage abzuwickeln? BCD kann Kapazitäten schnell hochfahren, um ein neues Geschäftsreiseprogramm zu implementieren oder das Management eines bestehenden Programms zu übernehmen. Wir können unseren Kunden und Reisenden hochgradig konfigurierbare, plattformbasierte Lösungen effizient bereitstellen. Und wir können Unternehmen die nötige Expertise zu Themen bieten, auf die es jetzt ankommt. Damit Travel Manager agieren und ihr Unternehmen schützen können, stellen wir beispielsweise Lösungen bereit, die eine Fürsorgepflicht und den Zugriff auf Echtzeitinformationen gewährleisten.

Unternehmen sollten auch die Entwicklung eines „Plan-B-Geschäftsreiseprogramms“ in Erwägung ziehen. Welche Ausweichmöglichkeit gibt es, wenn der ursprüngliche Anbieter nicht mehr verfügbar ist? Die Risikomanagement-Analyse sollte dabei berücksichtigen, wie individuell das Programm gestaltet ist und welche strategische Bedeutung das Reisen für das Tagesgeschäft eines Unternehmens hat. Es gibt keine richtige oder falsche Antwort auf die Frage, ob ein Geschäftsreiseanbieter als Ausweichoption hinzugezogen werden sollte. Aber wenn Sie von einem finanziell weniger gut aufgestellten Anbieter betreut werden, sollten Sie zumindest darüber nachdenken, was beispielsweise in einer Krisensituation zu tun ist.

Unternehmen, die keine BCD Kunden sind, sind mit genau diesem Vorhaben an uns herangetreten. Für diese potenziellen Neukunden haben wir ein Business-Continuity-Angebot auf den Markt gebracht, das die Fortsetzung von Geschäftsreisen garantiert und so Störungen im Betrieb verhindert. Unsere eigenen Kunden müssen sich über diesen Punkt natürlich keine Gedanken machen.

Welche Fragen stellen potenzielle Neukunden?

Sie interessieren sich sehr für unsere Eigentumsverhältnisse. Kunden und potentielle Neukunden fragen, ob wir bei Bedarf Kapital beschaffen können und welche Bedeutung es hat, dass sich unser Unternehmen in Privatbesitz befindet. Ich weiß, dass ich mich wiederhole, aber Liquidität ist der springende Punkt. Unsere private Eigentümerstruktur hat es uns immer ermöglicht, den Fokus auf langfristiges Wachstum und Stabilität zu legen und nicht auf kurzfristige Gewinne. Unser Gründer bekräftig immer wieder, dass er BCD Travel für die über-, übernächste Generation aufstellt. Die Fentener van Vlissingen Familie hat dem Unternehmen vor Kurzem Kapital zur Verfügung gestellt und die Zukunft der BCD Group ist auf Langfristigkeit angelegt. Damit sind wir bis weit in die Zukunft in der Lage, unseren Kunden Lösungen bereitzustellen, die für ein sicheres, zufriedenes und produktives Reiseerlebnis sorgen.

Börsennotierte Unternehmen haben theoretisch einen breiteren Zugang zu Kapital. Aber das bedeutet nicht automatisch, dass der Markt Interesse an diesen Unternehmen hat, wenn sie Kapital aufnehmen wollen (oder müssen).

Nachhaltigkeit ist ein weiteres wichtiges Thema. Unsere Kunden wissen es sehr zu schätzen, dass wir ihnen beim Aufbau nachhaltiger Geschäftsreiseprogramme helfen können, während wir gleichzeitig unser eigenes Engagement für mehr Nachhaltigkeit weiter ausbauen – im ethischen, humanen und ökologischen Bereich.

Kunden und potenzielle Neukunden wollen wissen, wie schnell sich die Geschäftsreisebranche erholen wird. Kann BCD eine klare Antwort auf diese Frage geben? Welche Entwicklung sehen Sie für 2021?

Wir haben aus vergangenen Krisen gelernt. Sie können tiefgreifend sein, aber es folgte immer eine Erholung, und das Geschäft kehrt in der Regel auf das vorherige Niveau zurück. Aufgrund unserer Erfahrung und der heute verfügbaren Informationen gehen wir davon aus, dass der Geschäftsreiseverkehr innerhalb von drei bis fünf Jahren das Niveau von vor der Pandemie erreichen wird. Menschen haben ein Verlangen danach, wieder zu reisen. Sie wollen Menschen treffen und andere Teile der Welt sehen. Virtuelle Zusammenarbeit funktioniert sicherlich, wenn es keine Alternative gibt. Aber persönliche Interaktion ist entscheidend, um Geschäfte zu machen und mit Kunden, möglichen Neukunden und Mitarbeitern Beziehungen zu knüpfen. Der Fortschritt der Impfkampagnen und die Lockerung landesweiter Lockdowns sind die wichtigsten Faktoren, die beeinflussen werden, wann und in welchem Umfang Reisen im Jahr 2021 wieder aufgenommen werden. In einer kürzlich durchgeführten Umfrage unter mehr als 700 Geschäftsreisenden gaben 90 % der Befragten an, dass sie davon ausgehen, bis Ende dieses Jahres wieder regelmäßig zu reisen.

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