Die Uhr tickt – Überalterung als Chance für Veränderung

Jeder fünfte Deutsche ist über 65 Jahre alt. Damit stehen wir vor einer besonderen Herausforderung. Wird sich unsere Arbeitswelt dadurch wandeln? Entstehen sogar neue Chancen?

Jeder fünfte Deutsche ist über 65 Jahre alt. Damit stehen wir vor einer besonderen Herausforderung. Wird sich unsere Arbeitswelt dadurch wandeln? Entstehen sogar neue Chancen?

Japan ist eines der wenigen Länder der Welt, in denen die Gesellschaft noch älter ist. Dort ist bereits ein Viertel der Bevölkerung 65 oder älter. Bis 2040 können es 40 % werden. Auch die Geburtenrate ist in Japan wie in Deutschland niedrig. Beide Länder haben mit der Tatsache zu kämpfen, dass dem Arbeitsmarkt immer weniger Erwerbstätige zur Verfügung stehen und gleichzeitig immer mehr alte Menschen gepflegt werden müssen.

Da das Problem in Japan weiter vorangeschritten ist als in Deutschland, können wir uns von den Japanern einige Dinge abgucken. Wir wollen wissen: Welche Risiken, aber auch Chancen ergeben sich für uns Deutsche?

Längere Erwerbstätigkeit

In Deutschland wurde schon lange über eine längere Erwerbstätigkeit diskutiert, vor einigen Jahren wurde das Rentenalter hinaufgesetzt. Es führt kein Weg daran vorbei: Die meisten von uns werden länger arbeiten. Aber längst nicht alle Menschen sehen darin etwas Negatives. Im Gegenteil. Wer fühlt sich mit 65 Jahren schon als Rentner? Wir haben schon die Aussage gehört: „65 ist das neue 58“. Die meisten Menschen der Generation 65+ sind noch topfit und haben durchaus Lust, am Arbeitsleben teilzuhaben. Vielleicht nicht mehr in Vollzeit, sie wollen ihre Freiheit im Alter ja schon genießen. Aber ein paar Tage in der Woche einer sinnvollen Tätigkeit nachgehen – sei es im alten Job, in beratender Tätigkeit, als Mentor oder für eine gemeinnützige Sache – das wollen viele. Der Vorteil unserer überalterten Gesellschaft ist: Sie werden auch tatsächlich gebraucht. Wir können in Zukunft gar nicht auf ihre Mitarbeit verzichten.

Investition in die Gesundheit

Japan setzt in diesem Zusammenhang ganz klar auf Gesundheitsvorsorge. Die Regierung hat sich zum Ziel gesetzt, die Menschen möglichst lange gesund zu halten. Klar, nur gesunde Menschen können arbeiten. Der Bayer-Konzern hat diese Chance erkannt und kooperiert mit japanischen Forschungseinrichtungen, um neue Produkte und Technologien im Gesundheitsbereich zu schaffen.

Aber auch im alltäglichen Leben hält die Gesundheitsvorsorge in Japan Einzug. Das Projekt 8020 setzt auf mehr Zahnpflege. Es hat zum Ziel, dass 80Jährige noch mindestens 20 gesunde Zähne haben. Solche Projekte entlasten letztlich die Pflegekassen.

Alte pflegen Ältere

In Japans Kommunen wurden in den letzten Jahren Einrichtungen aufgebaut, in denen die Alten gepflegt, ärztlich versorgt und unterhalten werden. Ältere Menschen, die bereits aus dem aktiven Berufsleben ausgeschieden, aber gesundheitlich noch fit sind, finden hier ein Betätigungsfeld. Sie helfen bei der Pflege, bieten ein Unterhaltungsprogramm oder erledigen Einkäufe. Dieses Modell schafft Vorteile für alle Altersgruppen: Die ganz Alten werden gut versorgt, die jüngeren Rentner haben eine sinnvolle Aufgabe und die Erwerbstätigen müssen nicht die Arbeit ruhen lassen, um Familienangehörige zu pflegen.

Neue Technologien

Japan ist ja als technologisch fortschrittliches Land bekannt. Auch an der Weiterentwicklung von Robotern wird mit Hochdruck gearbeitet. Der Roboter „Pepper“ beispielsweise ist in Geschäften als Verkaufshilfe im Einsatz oder wird von Privathaushalten genutzt. Er wird in Kürze auch in Europa eingeführt werden. Hier soll er künftig beispielsweise auf Kreuzfahrtschiffen eingesetzt werden, um Passagieren beim Einchecken zu helfen, ihnen Orientierung zu geben oder Restaurants zu empfehlen. Auch ein Einsatz in der Seniorenpflege ist denkbar. Die Science-Fiction-Vorstellung, dass Roboter zu unserem Alltag gehören, ist also möglicherweise auch in Deutschland gar nicht mehr so weit entfernt.

Roboter Pepper als Einkaufsberater

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